Computerwoche, CIO & CSO
Manfred:
Manfred: Die Frage, wie wird man CIO, wird sehr häufig behandelt. Eher selten geht es darum, wie es weitergeht, wenn jemand aus dem Posten ausscheidet, etwa weil er/sie in den Ruhestand geht.
Manfred: Mein Gast zu dem Thema ist Prof. Dr. Andreas Meyer-Falke. Er ist Ex-CIO der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Meyer-Falke war zwar nur vier Jahre CIO, wie er selbst einräumt, ist dabei in der CIO-Community sehr aktiv. Unter Themen wie die Digitalisierung in Behörden schon seit mehr als 25 Jahren begleitet. Hallo Herr Meyer-Falcke, schön, dass Sie da sind.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Hallo Herr Bremmer. Danke.
Manfred:
Manfred: Gerne doch. Fangen wir doch mal von Anfang an, vom Humanmediziner zum CIO. Wie kam es dazu?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Gehen wir. Oh, das ist bei 66 Lebensjahren ein abendfüllendes Programm.
Manfred:
Manfred: Lange Geschichte.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Genau, wir haben ja nur 60 Minuten. Ich mache das also kurz. Ich habe tatsächlich auch mal als Mediziner gearbeitet. Ich habe habilitiert, bin Arbeitsmediziner von Haus aus und habe dann irgendwann angefangen, im Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen als klassischer Referatsleiter für ein medizinisches Themenfeld, nämlich Gesundheit bei der Arbeit, Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit zu arbeiten. relativ bald eine Frage bekommen von meinem damaligen Staatssekretär.
Andreas Meyer-Falcke: Sagen Sie mal, Sie schreiben den Minister ständig auf, schlechter Führungsstil, macht die Leute krank. Wollen Sie mal beweisen, dass das Gegenteil auch stimmt? Und dann sitzt man da so als junger Mann und denkt sich, was hat er mir jetzt gerade da gesagt? Ich habe es überhaupt nicht so richtig verstanden und habe ihn groß angekommen und gesagt, was war das? War das jetzt ein Jobangebot oder wollte er mich rausschmeißen?
Andreas Meyer-Falcke: Und er hat gesagt, nein, nein, wir suchen einen Personalchef. BWLer können ja alles und Juristen können alles, aber die haben ja auch nur studiert. Wir haben uns gedacht, so ein Mediziner wäre ja auch mal ganz interessant, wenn der Personal stattfindet. Und das war in den 90er Jahren, wie Sie es gerade schon richtig gesagt haben, des letzten Jahrhunderts. Und damals gehörte IT dazu, das hieß ja noch ADV, also allgemeine Datenverarbeitung im Gegensatz zur Abgrenzung zur EDV, da hieß das ADV. Und ja, da war das ein Mitarbeiter, noch ein Alber vielleicht dazu. die kauft einen Computer, weil sie wussten, dass ich Arbeitsmediziner bin, kaufen sie auch noch netterweise irgendwie mal so ergonomische Mäuse, wissen Sie, die man so hoch und runter stellen kann, oder auch so geklickte Tastaturen, kauft noch vernünftige Stühle, und ansonsten kauft sie Disketten und mussten immer aufpassen, dass sie dann die 47 Disketten hintereinander, so diese richtig schönen, dicken Arten, dass man die in einer richtigen Reihenfolge in ihr so einen Slot schob, damit dann anschließend irgendwas wird oder so funktionierte.
Andreas Meyer-Falcke: Das war... 1900 und jetzt sag mal irgendeine Zahl, 95. Das sind noch nicht mal 30 Jahre her. Aber so hat das angefangen. So bin ich überhaupt dazu gekommen und habe tatsächlich im Jahr 2000 den allerersten internationalen, den nationalen E-Government-Preis von BearingPoint, Cisco und dem damaligen Bundesinnenministerium gewonnen und durfte dafür dann fast zwei Wochen in Silicon Valley als Preis fahren.
Andreas Meyer-Falcke: Und ich lästere heute über mich selber. Wofür wir den damals gewonnen haben, das würde man sich heute nicht mehr trauen einzureichen. Aber das war eine Sensation. Wir haben uns über ein Portal unterhalten, das auch im Arbeitsschutz Gültigkeit hatte. Heute redet kein Mensch mehr darüber. Das macht man einfach so. Das kann wahrscheinlich heute ein Schüler in den Informatikkurs im Gymnasium oder in der Weiterführenden Schule machen. Das kann der auch schon. Und das war damals eine Sensation. Dafür gewann man damals tatsächlich einen nationalen Preis. Und das in einer Zeit, wie gesagt, noch mal von 25 Jahren vielleicht, das ist so dramatisch sich entwickelt, hätte ich ja damals auch nicht gedacht.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Aber am Ende dieser ganzen Kette war ich zwischendurch einmal beigerordnet der Landeshauptstadt Düsseldorf, unter anderem auch für IT und Gesundheit, aber in dem Fall jetzt IT. Und am Ende dieser Kette stand dann die Frage, würdest du nicht nochmal was anderes machen wollen wieder? Nach dem Beigeordneten doch nochmal? Chief Information Officer oder so heißt es bei uns im Klartext dann Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnik zu werden.
Andreas Meyer-Falcke: Da können wir vielleicht auch noch darüber reden. Ich habe alles gemacht, bloß keine Technik sozusagen. Aber spannende Herausforderungen, zumal so kurz vor Ende des eigentlichen Erwerbslebens. Ja, so ist das gekommen. So bin ich vom Arzt zum CRO und jetzt wieder zurück in den Ruhestand gekommen.
Manfred:
Manfred: Ich habe Ihren Wikipedia-Eintrag gesehen. Sicher nicht so einfach, jetzt nach so einer langen, intensiven Laufbahn die Systeme runterzufahren. Hätten Sie gerne noch was zu Ende gebracht?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Man weiß das ja. Man weiß ja, dass man dann irgendwann an diesen Punkt kommt, dass man tatsächlich in unserem Fall dann als Beamter pensioniert wird. Also von daher kann man sich darauf einrichten. Und jetzt kokettiere ich nochmal damit. Ich bin ja auch Mediziner. Ich kenne eben auch die Situation von ganz vielen anderen, sowohl aus der abstrakten wissenschaftlichen Behandlung als auch aus ganz vielen anderen Kollegen und weiß, wie wichtig es ist, dass man sich auf diesen Zeitpunkt vorbereitet, dass man einfach weiß, dass man hinterher nicht in so ein Loch fällt.
Andreas Meyer-Falcke: Und medizinisch ist es erstaunlich, wie viele Menschen anschließend plötzlich krank sind. Die sind zwei Wochen in Pension und plötzlich haben sie irgendeine, wollen wir mal nix beschreiben, aber böse Erkrankung. Und das ist so ganz symptomatisch. Also kann man sich da vorbereiten, das habe ich natürlich getan. Und es ist nicht so, dass ich jetzt das Gefühl habe, ich bin völlig in einem Loch. Ganz im Gegenteil, ich werde, Klammer auf, ja auch noch zum Glück immer noch. das eine oder andere Mal gefragt. Jetzt sagt doch mal was für Digitalisierung und Gesundheitswesen.
Andreas Meyer-Falcke: Aber ich habe auch immer weiter Gesundheit gemacht. Ich bin in ganz vielen unterschiedlichen ehrenamtlichen Funktionen. Bin in deutschen Herbststiftungen, bin beim deutschen Diabetes Zentrum, im Kuratorium und so weiter und so weiter. Also ich mache eine ganze Reihe an gesundheitlichen Dingen immer schon. Ich mache die auch jetzt weiter. Und bin Großvater. Das darf man auch nicht vergessen. Bin Modelleisenbahnfan einer analogen großen deutschen... H0-Firma und auch das macht Spaß. Jetzt gehört mal überlegen, können Sie ja mal anfangen, Sie zu digitalisieren. Ja, mal gucken. Und so kommt dann, wie gesagt, eins zum anderen.
Andreas Meyer-Falcke: Also Langeweile kommt zum Glück nicht auf. Und die Frage, falle ich ins Loch? Nein, ist kein Loch, entweder ich gefallen bin, ist es genügend, dass dieses Loch füllt. Aber das kann man wirklich auch allen immer nur sagen, dafür müsst ihr rechtzeitig Sorge tragen. Es kommt keiner um die Ecke und sagt, ach du armer Kerl, ich nehme dir jetzt mal die Hand. Und ich sorge mal dafür, dass du jetzt wieder was zu tun hast. Das nicht. Da muss man es schon selbst machen.
Manfred:
Manfred: Wie ist das dann mit den Projekten, die am Laufen waren? Haben Sie versucht, die rechtzeitig abzuschließen oder eine Übergabe gemacht? Kann man sowas überhaupt abschließen? Das ist die grundlegende Frage wahrscheinlich.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Nein. Ich bin das ja auch schon deutlich vor meiner Pensionierung irgendwann gefragt worden, wann ist denn mit der Digitalisierung fertig? Das liegt ja auch ein bisschen in der Natur der Sache, auch als Beigeordneter in Düsseldorf war das natürlich auch so im Digitalisierungsausschuss, dass dann immer wieder gefragt wird, wann sind wir denn endlich fertig, wann hören sie denn endlich mal auf, so viel Geld beantragen zu wollen und sonst was auch immer. Da kann man sagen, das ist nie fertig. Das ist eine Frage, was kommt eigentlich irgendwann? Und ich habe ja vorhin mal so skizziert, wie schnell die Entwicklung gegangen ist. Ich weiß es ja nicht. Ich weiß ja auch nicht, was in weiteren 25 Jahren ist.
Andreas Meyer-Falcke: Aber wahrscheinlich wird die Kurve ja so weit dramatisch weitergehen exponentiell, dass wir uns das heute vielleicht noch gar nicht alle vorstellen können. Aber es wird was anderes nachkommen, nach der Digitalisierung. Also es wird dann nach der Digitalisierung noch weitergehen. Und die Frage ist eben.
Andreas Meyer-Falcke: Haben wir eine Vision? Ich habe eine Vision, ja. Ich kann mir eben gut vorstellen, dass wir viele viele Verwaltungsleistungen wirklich völlig ohne dazwischen geschaltete Beschäftigte machen können. Es gibt einen Begriff dafür, dass wir die No-Stop-Agency, nicht nur die One-Stop-Agency, sondern die No-Stop-Agency, also Beispiel Anmelden eines Autos ohne ein Straßenverkehrsamt, geht rein theoretisch. Digital zumindest geht es und so könnte ich mir ganz viele andere Leistungen auch vorstellen. Aber bis wir da sind, ist sowieso noch viel Zeit. Und bis das für alle 10.000 Verwaltungsleistungen klappt auch.
Andreas Meyer-Falcke: Also, Klartext. Es wird nie zu Ende sein, deswegen gibt es auch nicht so das Projekt. Das Projekt, was mich die letzten vier Jahre begleitet hat, das wäre das Onlinezugangsgesetz. Das wäre die externe Digitalisierung, also die Digitalisierung in Richtung Bürgerinnen und Bürger. Oder die interne Digitalisierung, Verwaltungsabläufe, elektronische Akte oder New Work.
Andreas Meyer-Falcke: Also die Frage... Wie gehe ich eigentlich mit der neuen Technologie um? Wie gehe ich mit als Führungskraft mit Homeoffice um? Wie gehe ich als Beschäftigter mit der Frage um, ich muss so eine Art Selbststärkung haben? Also es ist ja auch eine Kunst, das iPhone zwar da zu haben, aber mal nicht dran zu gehen, weil es ist jetzt 17 Uhr oder 19 Uhr oder 23 Uhr oder was auch immer. Alles das sind ja Dinge, die haben unmittelbar was mit digitaler Kompetenz zu tun. sowohl der Bürgerinnen Bürger als auch unsere eigenen Beschäftigten.
Andreas Meyer-Falcke: Und da zu sagen, da ist jetzt endlich, jetzt ist alles fertig, alle 400.000 Landesbeamten haben jetzt einen Computer und alle sind perfekt. Nee, da hätte man sich immer oben und das gilt für das OZG auch. Von Flensburg bis Kempten und von Aachen bis Görlitz, das alles flächendeckend gleichzeitig hinzukriegen. Wir sehen ja, wie die Kolleginnen und Kollegen immer noch mit hohem Einsatz dran arbeiten. Aber da zu sagen, das ist jetzt fertig, wird... Keinem der Kollegen gelegen hat auch glaube ich dieses Ziel. Keiner. Sondern, wenn man einmal durch ist, geht es unten wieder los sozusagen.
Manfred:
Manfred: Wir begleiten ja das Thema Digitalisierung von Behörden redaktionell auch seit langer Zeit. Wie sehen Sie denn die Entwicklungsgeschwindigkeit? Ist das, wo man sagen kann, es geht nicht anders, könnte schneller laufen wahrscheinlich?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Ja, es könnte immer schneller laufen. Das ist das. Wir haben halt Entscheidungsprozesse und wir dürfen nicht vergessen, wir haben ja nicht erst seit gestern oder sowas angefangen zu digitalisieren, sondern in der öffentlichen Verwaltung ist das, ich habe es ja vorher mal angedeutet, selbst wenn ich jetzt selber darüber lästere und sage, naja, da war außer die Disketten reinschieben, war das nichts. Ich trete den Kollegen damit sehr auf die Füße. Die haben sich ja damals auch schon Gedanken gemacht. Was ist Digitalisierung? Aber jeder hat für sich diese Gedanken gemacht. Und das gilt auf der Landesebene, das gilt auf der kommunalen Ebene noch viel mehr. Und wenn in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, vielleicht erstmal in Städten, wo ein Bürgermeister, ein Landrat, ein Oberbürgermeister, ich sage erstmal ganz platt, nur Spaß dran hatte an dem Thema, dann hat er das vorangetrieben. Völlig in Ordnung, völlig gut, alles so. Aber das haben wir auch mit gutem Gewissen gemacht und mit gutem Glauben, dass wir was Richtiges machen. Und jetzt kommt, jetzt nicht mehr Meyer-Falcke, aber bis vor kurzem, kommt der Meyer-Falcke im Nachhinein und sagt, um Gottes Willen, was habt ihr denn da gemacht?
Manfred:
Manfred: Was haben Sie denn gemacht?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Wieso habt ihr das denn alle so aneinander vorbei entwickelt? Und die sagen alle, naja, weil uns in den 90er Jahren auch keiner gesagt hat, dass ihr irgendwann mal um die Ecke kommt und sagt, wir hätten ganz gerne einheitliche digitale Systeme, weil damals auch damit keiner gerechnet hat. Das war einfach so. Deswegen entstehen halt Schwierigkeiten heute oder haben wir heute Schwierigkeiten, die unterschiedlichsten Systeme so kompatibel zu machen, dass sie untereinander wieder miteinander reden. Das ist ja das Schöne bei der Digitalisierung. Eigentlich spricht Digitalisierung gegen die Silos, also die Versäulung sozusagen. Denn Digitales geht nur durch die Verbindung, durch die Verbindung von Nullen und Einsen oder Einsen und Nullen in einer richtigen Reihenfolge. alleine nur durch die Verbindung funktioniert. Das spricht eben gegen Silos. Wir beide wissen auch, dass an vielen Stellen versucht wird, einmal digital diese Schnittstellen zu überwinden, indem man was dazwischen programmiert.
Andreas Meyer-Falcke: Aber wir wissen eben auch, dass es letztendlich viel sinnvoller wäre, an vielen Stellen zu sagen, ich habe ein Computerprogramm oder eine Software oder eine, was auch immer, eine Plattform und die führe ich jetzt ein und die wird von allen genutzt. In der Theorie ist das alles in Ordnung, alles klar. Die Frage ist eben auch durchaus berechtigt von der anderen Seite. Die sagen, ja, aber wir haben jetzt zehn Jahre lang in eine andere Richtung Geld investiert. Wer gibt uns das Geld zurück? Wir verstehen ja, dass ihr das eine für alle Prinzip wollt, aber ich habe ja was. Und ich finde aus meiner Sicht einer Kommune oder eines Bundeslandes oder das geht auf EU-Ebene ja genauso. Das gilt ja für Markus Richter im Zweifelsfall in den Diskussionen mit der EU auch.
Andreas Meyer-Falcke: Dann zu sagen, ich habe was, aber für meine Zwecke war das eigentlich gut. Warum soll ich denn jetzt deine Software nehmen, die für deine Zwecke gut ist, und jetzt erklär mir mal bitte, wer das bezahlen soll oder wie ich das umbauen soll oder oder oder? Das macht die Schwierigkeit aus, an dieser Stelle jetzt schneller voranzukommen. Keine Entschuldigung, ist so, und Sie wissen das genauso gut wie ich, dass eben viele, viele, viele, viele, hunderttausende Menschen, also nicht hunderttausende, hunderttausende Menschen an dieser Frage arbeiten und mit zunehmender...
Manfred:
Manfred: Das verstehe ich, klar.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Ja, wie soll ich sagen, mit zunehmendem Engagement auch das Wissen in die Köpfe kommt. Wir müssen es so machen, wie ich es gerade angedeutet habe.
Manfred:
Manfred: Mhm.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Einer für alle. Einer entwickelt irgendetwas und das gilt für Kommunale genauso wie für Landes- als auch für Bundeseinrichtungen, für Ressorts. Wir müssen eben Sorge dafür tragen. Entweder einigen wir uns auf einen Standard, wäre ja auch schon mal gut. Wir einigen uns nicht auf ein Produkt. Sommer lässt grüßen, also die Frage damals, Gesundheitsämter durch digitale Unterstützung mit einer bestimmten Software zu unterstützen, war, glaube ich, eher suboptimal. Aber das sind eben genau die Erfahrungen, die wir machen und die wir machen und daraus lernen oder gemacht haben und daraus lernen. Und ich glaube, das ist gut. Es ist letztendlich ein gutes Gefühl, dass so viele Leute in dieselbe Richtung arbeiten.
Manfred:
Manfred: Manche sehen ja zum Beispiel KI oder den akuten Fachkräftemangel als Bedrohung. Gibt es etwas, wo Sie sagen, da bin ich jetzt aber froh, dass ich nicht mehr so stark involviert bin, dass das jetzt an mir vorbei geht, dieser Kelch?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Ne, dass das an mir vorbeigeht, bin ich gar nicht froh. Ich würde auch gerne an der einen oder anderen Stelle noch mal mitmischen. Aber ich habe ja vorhin mal was gesagt. Ich habe ja vorhin mal gesagt, so eine Vision, es geht an nicht bei allen Dingen. Natürlich nicht. Es geht bei personennahen Dienstleistungen etwas für sich. Im Krankenhaus geht es nicht, die Schwester den Pfleger durch einen Roboter zu ersetzen. Es wäre, wenn man da irgendeiner behaupten würde...
Andreas Meyer-Falcke: Wir haben bestimmte Tätigkeiten, da brauchen wir den Menschen. Da brauchen wir die Empathie, da brauchen wir die Zuwendung, da brauchen wir das Soziale. Alles gut. Aber es gibt andere Dinge, da könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man das erstmal durch ein Computerprogramm, durch ein algorithmusgesteuertes Computerprogramm und in der nächsten Stufe sicherlich auch KI-gestützt besser machen kann. Und ganz im Gegenteil, der Fachkräftemangel ist so. Ja, klar, wir haben irgendwie 5,5 Millionen. Stellen im öffentlichen Dienst, also insgesamt Bund, Länder, Kommunen. Und davon haben wir, je nachdem wie man zählt, 500.000 freie Stellen. Und nicht weil irgendwo ein Personalchef sitzt und sagt, ich will jetzt keine Leute mehr einstellen oder ich setze die frei, noch viel schlimmer, sondern weil die einfach nicht mehr da sind. Und wir kriegen das ja mit. Employer Branding ist ja nicht nur im Krankenhaus momentan eine Frage,
Manfred:
Manfred: Hm.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: wie kriege ich eigentlich Pflegekräfte, nicht nur im Flughafen ein Problem, wie kriege ich eigentlich die Menschen an den Security-Schalter. sondern das gilt eben auch in der öffentlichen Verwaltung. Und dann zu sagen, wir haben ein bestimmtes Aufgabenportfolio und dafür haben wir eine bestimmte Menge Mensch und jetzt setzen wir einfach immer wieder einen drauf und sagen, wir brauchen diese Menschen. Das löst das Problem nicht. Und selbst wenn wir eine explodierende Geburtenrate hätten, würden die Menschen, die wir dann haben, erst in 25 Jahren haben und nicht heute oder nicht morgen.
Andreas Meyer-Falcke: Also ich muss hier eine Lösung haben. Und die eine Lösung wäre, dann lasse ich halt bestimmte Aufgaben weg. Viel Spaß bei dem, der versucht, das politisch durchzusetzen. Ich würde es keinem raten, also um das auch mal im Klartext zu sagen. Wir sehen ja jetzt auch auf der Bundesebene, wie schwierig es ist, sich darauf zu einigen, wie ich Geld spare. Das geht ja letztendlich in dieselbe Richtung. Oder aber ich muss mir irgendeine Unterstützung suchen. Die könnte technisch im digitalen Bereich liegen. dass bestimmte Aufgaben mit weniger Personal in derselben, vielleicht sogar noch in besserer Qualität, wenn ich die Geschwindigkeit dazu rechne, erledigt werden können. Und da spielt KI eine große Rolle. Nicht die entscheidende Rolle und wir kennen diese Diskussion ja auch. Natürlich finde ich es nachvollziehbar, dass viele sagen, naja, letztendlich will ich aber in bestimmten Stellen auch nochmal das Mensch drüber gucken. Ja, aber ich kann auch auf der anderen Seite sagen, an wie viel Behördenbriefe haben wir uns gewöhnt. Da ist unten keine Unterschrift mehr. Da steht unten drunter dieser Bescheid wurde automatisch erstellt und ist ohne Unterschrift gültig. Da geht auch kein Aufschreiben mehr durch die Gegend. Sondern da sagt man, okay, ja, wir haben das schon ordentlich gemacht. Und auf so einem Weg kann ich mir eben gut vorstellen, sind wir und das mitzuentwickeln, da kann ich meinen Kollegen noch sagen, ja, das ist keine Bedrohung, gar nicht.
Andreas Meyer-Falcke: Da einen Weg zu finden, den alle mitgehen, das ist eine Herausforderung, aber die kann man in den Griff kriegen.
Manfred:
Manfred: Sie haben ja gerade vorhin erwähnt, dass Sie ganz stark in verschiedenen medizinischen Projekten noch drinstecken. Haben Sie noch Kontakt zur CIO-Community?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Ja, aber das ist eben ein privater Kontakt. Also wir kennen uns ja nun doch auch schon lange. Und es gibt ja auch CIOs nicht nur auf der Landesebene. Ich bin auch jetzt wieder in München gewesen beim CIO Award. Ich durfte letztes Jahr als Public Sector nominiert, damit auf der Tribüne stehen. auf dem Podium stehen, im Gottes Willen. Und da hab ich wieder ganz viele Kolleginnen und Kollegen getroffen.
Andreas Meyer-Falcke: Nein, das ist schön, aber ich hab eben auch noch ganz viel Kontakt zu medizinischen Kollegen und Kolleginnen und Kollegen aus der Stadtverwaltung. Das bringt das, glaube ich, so mit sich, dass man im Laufe eines Berufslebens dann nicht sagt, ich unterhalte mich aber nur mit denen, die fast was weiß ich ja immer, auch Professor sind oder so, das ist ja langweilig, sondern dass man sich einfach mit denen gerne austauscht, mit denen man auch im täglichen Leben gestanden hat. und wo man voneinander gelernt hat.
Andreas Meyer-Falcke: Es gibt ja ganz viele Bereiche, die haben originär mit der Verwaltung nichts zu tun, also es hat Digitalisierung. Und dann zu sagen, wie seid ihr eigentlich an Kompetenzsteigerungen angegangen? Wie löst ihr denn solche Projektprobleme? Die haben ja andere Firmen auch, die haben ja nicht nur die öffentliche Verwaltung.
Manfred:
Manfred: Definitiv.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Wie kriegt ihr denn die Beschäftigten dazu, dass sie die Tools nutzen? Wie kriegt ihr denn die Vorgesetzten dazu, dass sie Co-Working Spaces ganz cool finden? Oder, oder, oder. Also da gibt es ja ganz viele andere Dinge, wo... Keiner über OCMG oder sonst was mit mir reden will, sondern über ganz andere Dinge und sich mit denen weiter auszutauschen. Das hat Spaß gemacht. Und wie gesagt, das mache ich jetzt im Freizeitbereich, in Anführungsstrichen im Ruhestand auch. Ich habe mein Link im Profil geändert und da steht jetzt Unruhestand. Ja, ich bin im Wehrmedizinischen Beirat, das ist der Beirat der den Bundesminister der Verteidigung oder zwischendurch hatten wir ja auch mal mehrere Bundesministerinnen der Verteidigung unmittelbar berät. Da sind so für alle medizinischen Fachrichtungen ist da ein ein Ordinarius, ein Professor für eben sein Fachgebiet drin.
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Und da darf ich das Themenfeld Digitalisierung mit begleiten. Und das ist eine spannende Frage. Wie digitalisiere ich eigentlich im Sanitätsdienst das gesamte Gesundheitswesen der Bundeswehr? Sanitätswesen der Bundeswehr? Können Sie sich vorstellen, da sind ganz viele unterschiedlichste Fragestellungen. Und da mitzumachen, ja, macht Spaß. Sie haben mich ja vorhin mal gefragt. Bist du traurig, dass es ausgeschrieben ist? Ja, auf der anderen Seite habe ich ja noch genug zu tun. Ja, da habe ich bis 75 irgendwas mitmachen.
Manfred:
Manfred: Ah, okay. Was würden Sie frischen, um nicht zu sagen, jungen CIOs auf den Weg geben, wenn Sie zurückblicken auf Ihre Erfahrungen, die Sie gemacht haben, das Knowhow, was Sie da erworben haben?
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Ja, ich glaube das Wichtigste ist wirklich sich nicht frustrieren zu lassen, sondern das wichtigste ist sich selber zu motivieren. Das liegt glaube ich so ein bisschen auch an meinem eigenen Naturell zu sagen, ich warte nicht darauf, dass die anderen mir das alles, was jetzt passiert, so schön auf dem Silbertablett präsentieren und ich dann so zugreifen kann, sondern es ist wirklich mein Leben, es ist mein Arbeitsleben.
Andreas Meyer-Falcke: Und natürlich gibt es Höhen und gibt Tiefen und das zu wissen und dann zu sagen. Ja, komm, dann kommen wir durch. Und das ist mindestens genauso wichtig wie von der Materie, mit der ich zu tun habe. Da können wir jetzt auch nochmal drüber reden.
Andreas Meyer-Falcke: Ist das wirklich IT im Sinne von Programmiertechnik? Oder ist das nicht auch eine Frage, wie gehen Menschen eigentlich mit Veränderungen um? Wie kriege ich eigentlich Projektmanagement gestemmt? Wie kriege ich Tausende von Leuten dazu, dass sie alle in derselbe Zielrichtung arbeiten? Das sind auch Kompetenzen und nicht nur Informatik im engeren Sinne. Diese Kompetenzen möglichst sich selber beizubringen. Die bringt uns an der Uni keiner bei, ne?
Andreas Meyer-Falcke: Das ist außer dem klassischen Fachwissen, ist ebenso die Frage, wie gehe ich im Job nachher damit um, mit den ganzen Herausforderungen. Das ist eine Sache Learning by Doing. Und Ältere zu fragen, Jüngere zu fragen, links und rechts zu gucken, drüber zu reden. nicht alles in sich reinzufressen.
Andreas Meyer-Falcke: Das sind alles so Dinge, wo ich mir denke, ja, ich bin froh, dass mir das früher auch mal einer gesagt hat. Herr Meyer-Falcke, so wie Sie sind, ziehen Sie die Witze aber auch an sich, brauchen Sie nichts zu wundern, wenn Sie zwischen die Hörner kriegen. Ja, okay, dann kann man ja mal reflektieren, was hat er mir gemeint, der Kollege gemeint mir dabei zu sagen, hat sicherlich auch Recht gehabt. Damit kann man umgehen, das muss man dann lernen, aber man kann das.
Manfred:
Das merkt man auch in Technikgesprächen. Es geht nach fünf Minuten spätestens in Richtung Change Management. Das heißt dann irgendwie: ‚Die technische Seite kriegt man hin, aber wie man die Leute dazu bringt, das ist die wirklich größere Aufgabe.‘
Andreas Meyer-Falcke:
Andreas Meyer-Falcke: Das ist ja auch der Unterschied. Wenn ich mir vorstelle, bin ich für Informationstechnik zuständig? Also wirklich im technischen Sinne, ganz im technischen Sinne, das heißt ganz böse, dafür, dass Stecker stecken und das Kabel liegen? Oder bin ich für Digitalisierung zuständig? Das ist ja das eine bedingt. Das andere ist mir schon völlig klar. Das ist auch die IT-Sicherheit, was damit zu tun hat, und dass die Sicherheit der Netze, das Datenschutz hat alles, was damit zu tun hat. Aber letztendlich dient es dem Ziel der Digitalisierung. Also der Frage, wie kann ich eigentlich mit technischen Hilfsmitteln, die täglich arbeiten, aber auch natürlich das tägliche Nicht-Arbeiten, digitale greife ich ja sehr, sehr, sehr auch in den privaten Bereich ein, wie kann ich das eigentlich damit unterstützen?
Manfred:
Manfred: Ja, Herr Prof. Dr. Meyer-Falcke, dann bedanke ich mich für das Gespräch. Das war die heutige Episode von Tech Talk. Mein Gast war Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke. Mein Name ist Manfred Bremmer, Redakteur bei der Computerwoche.